Vorteile des Nichtschaffens

(Teil 9 von 10 unserer kleinen Beitragsserie zum Thema Ziele erreichen)

Falls du die vorangegangenen Beiträge noch nicht gelesen hast, starte doch gerne hier am Anfang.

Hat das Nicht-Erreichen eines Ziels auch Vorteile?

In diesem Beitrag wird es nochmal sehr psychologisch. Denn es geht um die „Vorteile des Nichtschaffens“. In der psychologischen Beratung oder Psychotherapie sprechen wir auch von dem sogenannten Krankheitsgewinn.
 
Wenn du dein Ziel nicht erreichst, hat das natürlich nichts mit Krankheit zu tun. Es ist vollkommen normal, Ziele nicht zu erreichen. Aber es lohnt sich, einmal auf dieses Konzept des Krankheitsgewinns zu schauen, wenn man wirklich gerne ein Ziel erreichen möchte – es aber einfach nicht klappen will.

Bild 9 der Beitrags-Serie Ziele erreichen

Ein Beispiel zum Thema Krankheitsgewinn

Ich würde heute gerne wieder mit dem plakativen Beispiel arbeiten – so wie in den vergangenen Beiträgen dieser Serie: Jemand hat das Ziel, 5 kg Hüftröllchen abzunehmen, die sich über die Weihnachtsfeiertage angesammelt haben. Geben wir ihr der Einfachheit halber mal den Namen Susanne.

Wir alle können uns vorstellen, dass es für Susanne beispielsweise gesundheitliche Vorteile hat, nicht übermäßig viel Körperfett mit sich herumzutragen. Und es gibt bestimmt noch mehr subjektive Vorteile für Susanne.

Aber nun lass uns mal schauen, was für Nachteile es für Susanne haben könnte, dieses Ziel zu erreichen.

Ich arbeite mit frei erfundenen Beispielen, die in der Praxis aber durchaus vorkommen:

• Susannes Partner (oder Partnerin) findet vollere Hüften schön. Dann wäre es für Susanne ein Nachteil, diese abzubauen.

• Ein weiterer Nachteil könnte es sein, dass der Partner für Susanne immer so lecker kocht. Das würde dann wegfallen, wenn sie in ihrem Diätplan immer für sich selbst kochen müsste.

• Wenn Susannes beste Freundinnen auch eher vollere Hüften haben, könnte Susanne Angst haben, nach der Diät nicht mehr so eng dazuzugehören. Vielleicht läuft sie sogar Gefahr, Neid oder Ablehnung auf sich zu ziehen, wenn sie sich anders verhält als ihre Peergroup.

• Für Susanne kann es eine zusätzliche Anstrengung darstellen, ihre Maßnahmen zur Zielerreichung umzusetzen (anders kochen, anders einkaufen, weniger naschen usw.). Ein Vorteil des Nichtschaffens: Die Anstrengungen fallen weg.

• Wenn Susanne generell nicht so gerne Verantwortung übernimmt, sondern sich gerne von anderen führen lässt, dann könnte es für sie ein Nachteil sein, ein Ziel selbständig zu verfolgen. Denn das fühlt sich für Susanne möglicherweise ungewohnt an. Wenn sie den Plan aufgibt, ist sie wieder in ihrer gewohnten Rolle, sich anderen anzupassen.

👉 Du siehst, es kann sehr viele Vorteile für das Nichtschaffen geben. Und sehr viele Nachteile für das Schaffen eines Zieles.

Auch das Nichtschaffen eines Ziels hat Vorteile

Wenn du dir darüber bewusst wirst, kannst du dich besser selbst überlisten und dein Ziel einfacher erreichen.

Welche Gegenmaßnahmen gibt es, um dein Ziel doch noch zu erreichen? Am Beispiel Susanne: Eine Strategie könnte sein, andere ins Boot holen. Sie könnte ihren Partner oder ihre Freunde darum bitten, sie zu unterstützen oder ihnen von ihren Befürchtungen und Hindernissen erzählen.

Mit Unterstützung von außen kann es leichter werden, ein Ziel zu erreichen.

Ein soziales Netzwerk, das dich unterstützt, kann dir dabei helfen, an einem Ziel dranzubleiben. Das Netzwerk ist eine wichtige Ressource für dich. Überleg einmal, wer dich immer wieder unterstützt und wer dich eher ausbremst. Und dann geh für deine Ziele mit Rückenwind los.

Hier geht es zu Teil 10 der Beitragsserie »


Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin

Claudia Bauer ist Trainerin, Coach, systemische Therapeutin und Autorin. Sie schreibt im Blog von The Workshop darüber, wie Menschen ticken und wie man auf Lösungen kommt.

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