Innere Anteile befragen – sich selbst beraten

(Teil 5 von 10 unserer kleinen Beitragsserie zum Thema Ziele erreichen)

In den vorigen Beiträgen hast du etwas darüber erfahren, wie man die richtigen Ziele aufspürt. Du hast gelernt, wie wichtig Planung ist und einen Plan gegen das Scheitern erhalten (den Wenn-Dann-Plan). Außerdem hast du gelernt, dass Motto-Ziele manchmal eher zum Ziel führen können als SMART-Ziele. Und du hast erfahren, wie man mit aufkommenden Hindernissen umgehen kann.

Bild 5 der Beitrags-Serie Ziele erreichen

Ziele erreichen durch Befragung innerer Anteile

Das Thema des heutigen Impulses heißt „Innere Anteile mit einbeziehen“. Damit machen wir einen kleinen Ausflug in das systemische Coaching

Jetzt muss ich ein bisschen ausholen – aber dranbleiben lohnt sich. Du verstehst es gleich.

Wenn wir systemisch arbeiten, können wir mit drei Systemen arbeiten, die uns Menschen ausmachen: den bio-/psycho-/sozialen Systemen. 

Das „Bio“-System betrifft die biologischen Vorgänge in deinem Körper – wir könnten also beispielsweise mit „Hüftschmerzen“ systemisch arbeiten. 

Das „Psycho“-System betrifft deine psychologischen Vorgänge – wir könnten also beispielsweise mit „Angst“ systemisch arbeiten. 

Die meisten kennen das „soziale“ System, beispielsweise das Familiensystem, in das du eingebunden bist. Auch damit kann man systemisch arbeiten. 

Heute lade ich dich ein, auf inneres System zu schauen, das wir am ehesten dem „Psycho“-System zuordnen können: auf deine inneren Anteile

Was sind innere Anteile?

Die inneren Anteile sind im Prinzip nur eine bildhafte Vorstellung von den verschiedenen Einstellungen, Denkweisen und Wahrnehmungen, die in uns vorgehen. Und die nicht immer zusammenpassen. 

Das beste Beispiel dafür sind „gemischte Gefühle“. Du kannst über ein Ereignis erfreut und gleichzeitig verängstigt sein – stell dir vor, du würdest als Speaker:in zu einem Ted Talk↗ eingeladen. Du wärst wahrscheinlich hoch erfreut und hättest gleichzeitig ganz schön Bammel vor der großen Präsentation.

Wie geht innere Arbeit?

Bei der inneren Arbeit können wir mit all diesen verschiedenen Gefühlen und Gedanken arbeiten. 

Wir können zum Beispiel die Freude 🤗 befragen. Oder die Angst 😰. Oder die Wut 😡. Oder den Faulpelz 😴 in uns.

Wenn wir uns auf den Weg zu einem Ziel begeben wollen, kann es spannend sein, die eigenen inneren Anteile zu befragen.

Beispielsweise dann, wenn du nicht weißt, für welches deiner Ziele du dich entscheiden sollst oder wenn du kurz davor bist, dein Ziel abzubrechen. 

Innere Anteile können im Prinzip frei definiert werden.

Beispielsweise so (eher auf Rollen bezogen):

🤡 Der Clown, die Prinzessin, der Held, der Richter, die Mutter, …

Oder so (eher auf die Gefühle und Einstellungen bezogen):

❤️ Die Angst, die Freude, die Liebe, die Vernunft, die Wut, …

Eine Übung mit inneren Anteilen

Sooo, jetzt kommt endlich eine konkrete Übung:

Wir formulieren erst nochmal das Ziel: „Ich möchte 5 kg Hüftröllchen abnehmen“

Nun gibt es vielleicht mehrere Optionen, wie du das Ziel erreichen könntest:

1️⃣ Du könntest dich erstmal im Fitness-Studio anmelden
2️⃣ Oder eine bestimmte Ernährungsumstellung ausprobieren

Jetzt schreibst du dir deine inneren Anteile auf ein Blatt und lässt sie über deine Entscheidung diskutieren: Lieber ins Fitness-Studio oder lieber eine Ernährungsumstellung?

Die Angst: „Was, wenn ich mich im Fitness-Studio nicht wohlfühle und keinen netten Leute kennenlerne? Das ist echt nicht mein Ding.“

Die Liebe: „Ich liebe gutes Essen viel mehr als Bewegung. Ich kann bestimmt was Leckeres essen und trotzdem dabei abnehmen.“

Die Wut: „Langsam reicht es mir mit den Hüftröllchen. Wenn das nicht bald aufhört, raste ich aus! Es muss schnell gehen! Fitness-Studio geht bestimmt schneller.“

Die Vernunft: „Es wäre auch gesundheitlich von Vorteil, wenn die 5 kg wegkommen. Das Fitness-Studio ist allerdings teurer als die Ernährungsumstellung. Und eine Ernährungsumstellung würde mir guttun.“ 

Schreib in deinen eigenen Worten auf, was deine inneren Anteile über dein Ziel diskutieren.

Anschließend schaust du dir das Ganze von der Meta-Perspektive an.

Lies dir alles nochmal durch.

Und dann triff eine Entscheidung nach Befragung deiner inneren Anteile

Triff auf Basis dieser Argumente eine Entscheidung. Auf wen möchtest du diesmal hören? Die Angst, die Liebe, die Wut …?

Wenn du den nächsten Teil der Serie liest, dann wird es noch wahrscheinlicher, dass du dein Ziel erreichst 💯

Starte hier mit Teil 1 der Beitragsreihe »

Hier geht es zu Teil 6 der Beitragsreihe »


Inhaltsverzeichnis

Über die Autorin

Claudia Bauer ist Trainerin, Coach, systemische Therapeutin und Autorin. Sie schreibt im Blog von The Workshop darüber, wie Menschen ticken und wie man auf Lösungen kommt.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner